Mit bayerischer Tracht ist in der Regel die oberbayerische Gebirgstracht gemeint, das ist üblicherweise die Lederhose, die Haferlschuhe, das Trachtenhemd und Trachtenjancker oder -weste für den Mann und das aus Bluse, Dirndlkleid und Schürze bestehende
Dirndl für die Frau. Daraus haben sich von Region zu Region unterschiedliche Trachtenstile entwickelt. Im Folgenden ein paar ausgewählte Trachten:
Dachauer Tracht: Die Dachauer Tracht zählt zu den ältesten Trachten in Bayern, daher gebührt ihr hier auch der erste Rang. Ursprünglich aus der damaligen Gebirgstracht hervorgegangen, war die Dachauer Tracht beim Festzug und der ersten Fahnenweihe am 8. Mai 1921 bereits in voller Pracht zu sehen. Die Männertracht besteht aus einem schwarzen, runden Velourshut, einem kurzen Janker (hüftlange Jacke), einem weißen Bauernhemd, einer ledernen Stiefelhose, einer Samtweste, einer Uhrkette mit verschiedenen Anhängern, einem silbernen Besteck und den Faltenstiefeln. Eine Besonderheit der
Dachauer Tracht ist der lange dunkelblaue Kaisermantel oder auch G’vattersrock. Hinzu kommen noch ein gegabelter Haselnussstecken und ein leinenes buntgemustertes Bschoadtücherl (ursprünglich zum Einwickeln/Einpacken von Speisen). Die Frauentracht besteht aus einer Bluse aus weißem Batist mit ¾ langen, bauschigen Ärmeln, einem schweren und bauschigem Unterrock, Tragmiederrock (Boinkittl), dem mit Gold- oder Silberborten eingefassten Goller (zur Verhüllung des Ausschnitts), einer geblümten Seidenschürze, blauen Strümpfen, flachen, schwarzen Schuhen mit Fransen, den sogenannten Doschen. Hinzu kommen noch eine schwarze Florhaube, als Kopfbedeckung sowie ein prachtvoller Halsschmuck aus Silberfiligran-Rosetten, die zweiteilige Florschnalle. Bewundern kann man diese volkstümliche Tracht auf dem Dachauer Volksfest, das jährlich am ersten Samstag im August beginnt.
Miesbacher Tracht: Die Wiege der Miesbacher Tracht liegt in Miesbach in Oberbayern. Schuhplattler- und später auch Gebirgstrachtenerhaltungsvereine haben diese ursprüngliche Gebirgstracht seit ihrer Entstehung im Jahr 1900 weiter verbreitet und am Leben erhalten. Die Miesbacher Tracht ist inzwischen zu einem weltweiten Symbol insbesondere für Bayern, aber auch für deutsches Trachtenbrauchtum geworden. Die Männertracht besteht aus einer dunkelgrauen oder graubraunen Joppe, darunter eine Weste (Gilet)aus grünem oder lila Samt, oft einer königsblauen Seidenkrawatte, einer kurzen, nahtverzierten Lederhose, Hosenträgern mit Silberspange, dunkelgrauen knielangen Strümpfen, schwarzen Schuhen sowie dem grünen Miesbacher Hut (Scheibling). Meist wurde auch verschiedener Schmuck, Vereinsabzeichen, Ehrennadeln usw. am Hut oder der Joppe getragen. Und fehlen darf auch nicht die typische silberne Taschenuhr mit Sprungdeckel. Charakteristisch für die
Miesbacher Tracht war der von den Frauen als Oberteil getragene Schalk. Es wird behauptet, dass dieses Kleidungsstück auch in Miesbach erfunden wurde. Unterhalb des Schalks wird ein weißer mit Spitze besetzte Vorstecker (Schmiesei) getragen, dann einen Rock (Kittl) aus Seidenbrokat und eine farbige Schürze (Fürta). Hinzu kamen noch Strümpfe, schwarze, geschnürte Halbschuhe, Schmuck und ein schwarzer Schnürhut mit Gold-Schnur und Gold-Quasten. Die Tracht wird von verheirateten Frauen zu religiösen und festlichen Anlässe getragen. Daneben gab es auch noch eine leichtere Tanztracht mit Spenser und Almrock. Weitere bekannte bayerische Trachten sind das Röckigwand, eine typische
chiemgauer Frauentracht und das Kassettl, eine typische
Inntaler Frauentracht. Herausragendes Merkmal dieser Festtagstracht war ein Halsband mit einem extrabreiten Schmuckstück in der Mitte.
Werdenfelser Tracht: Die Männer tragen eine kurze, grün oder gelb bestickte Hose aus Hirschleder und an Festtagen einen dunkelgrünen Velourshut der wahlweise mit Gamsbart, Adlerfedern oder ähnliche Accessoires geschmückt wird. An gewöhnlichen Tage tragen die Männer alternativ Hüte aus Wolle. Die Hosenträger und der Bruststeg sind mit Blütenmustern, z. B. Enzian oder Edelweiß bestickt. Oft werden auch lederne, braune Hosenträger ohne Stickereien aber mit Federkiel-besticktem Steg getragen. Im Unterschied zur weiter verbreiteten Miesbacher Tracht kennt die Werdenfelser Tracht keine Weste (Gilet) und die Krawatten sind in der Regel mehr- anstatt einfarbig. Die Frauentracht besteht aus einem Gwand mit Schürze und einem Miedertuch mit geknüpften Fransen. Des Weiteren tragen die Frauen handgestrickte bis zu den Oberschenkeln reichende Strümpfe und schwarze Spangenschuhe. Dazu kommt noch ein dunkelgrüner Hut mit Flaum. An Schmuck tragen sie eine Miederkette sowie Haar- und Tuchnadeln aus Silberstahl. Auch im Werdenfelser Land gab es das Kassettlgwand, das Frauen bei festlichen Anlässen trugen.
Erwähnenswert sind noch die
Berchtesgadener Tracht und die
Isarwinkler Gebirgstracht.